
Wie haben wir uns schon zu Hause auf diese Wanderung gefreut! Ein paar spärliche Informationen gab’s auf Französisch im Netz. Wir wollten uns vor Ort genauer informieren, was aber gründlich schiefging. Unserem Vermieter war dieses Ziel völlig unbekannt, und die auf die Berge spezialisierte Auskunft direkt neben der Tourist Information in Grenoble eröffnete uns, dass man nicht befugt sei, uns Informationen mitzuteilen: das Zielgebiet liege im Privatbesitz, sorry. Nicht wirklich ermutigend, aber diese Tour geistert weiter in unserem Kopf. Wir schieben sie bis zum letzten Tag auf.


Und wir wollen nicht einfach aufgeben! So stellen wir alle bekannten Informationen zusammen, wie etwa den Startpunkt und die GPS-Koordinaten, und machen einen Versuch. Als Beginn eignet sich der Col de Marcieu, wo es Parkmöglichkeiten gibt. Der gut markierte offizielle Wanderweg ist ausgeschildert und führt zur „Passage de l’Aup du Seuil“. Ein etwas anstrengender Aufstieg mit Geröllstrecken, aber sonst nicht weiter schwierig. Oben angekommen, schwenkt der Weg nach rechts in Richtung Mont Marcieu. Dort angekommen, gehen wir auf dem Weg den Grat entlang weiter und halten nach rechts Ausschau nach der auffälligen Felsformation. Der Weg ist über weite Strecken ausgesetzt, und immer wieder müssen wir uns anhand der Wanderkarte und des GPS Gerätes neu orientieren. Vor lauter Aufregung verliere ich die Karte aus dem Rucksack, aber schon bald habe ich sie wieder und spähe über den Grat, ob wir schon da sind.

Und wir sind nicht alleine: auch andere haben von diesem Geheimtipp gehört. Es dauert nicht lange, da sehen wir nach genauerem Hinsehen das Naturwunder, nach dem wir suchen. Eine doppelte, nahezu waagerechte Felsspalte, gut 30 Meter breit. Kaum zu glauben, dass dieses Spektakel erst vor etwa 12 Jahren entdeckt worden ist! Ein Stück weiter finden sich weitere große, aber runde Lücken im Fels.
Wir suchen nach einem zumutbaren und erlaubten Weg hinunter, und an einem auffälligen Felsstück scheint die Voraussetzung gegeben zu sein. Aber ich gebe nach einigen Metern auf und mache meine Fotos von dieser Stelle. Der Abstieg ist doch recht gefährlich, und ich möchte keine unnötigen Spuren in dieser geschützten Natur hinterlassen, in der es schon einige gut erkennbare Trampelpfade gibt. Aber schon von meinem Posten aus sieht die Gegend absolut schön und spektakulär aus. Das könnte man im Rahmen einer Modelleisenbahn nicht schöner gestalten, da lege ich mich fest!
Nachdem wir das Naturwunder gebührend bestaunt haben, treten wir den Rückweg auf gleicher Strecke an und sind müde, aber glücklich und zufrieden. Einzig dass der Apollofalter weggeflogen ist bevor ich ein Foto machen konnte betrübt mich. Und was war das für ein selten schönes Exemplar! Wir finden gerade noch vor Ladenschluss eine Boulangerie und erstehen ein paar Baguettes: den Wein haben wir schon, und das Abendessen ist gerettet!
