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Im Parcours

 

Damit keine Verwirrung entsteht, erfolgt an dieser Stelle zunächst eine Begriffsklärung. Entgegen der landläufigen Meinung steht 3D hier nicht für „Drunter, Drüber, Daneben“, es beschreibt die dreidimensionale Ausgestaltung der Tierattrappen, die hier im Gelände als Ziele dienen. Ist das denn moralisch überhaupt zu rechtfertigen, auf Nachbildungen von unschuldigen Tieren zu schießen, die sogar eine Markierung tragen, die man als „Kill-Zone“ bezeichnet? Ich muss zugeben, der Gedanke hat mich bis heute immer davon abgehalten, mich für solche Ziele zu interessieren. Aber mit dem Probieren kommt der Appetit, und das soll sich auch für mich bewahrheiten.

 

Wir fahren also in einer 15köpfigen  Gruppe aus der Bogensportabteilung des TuS 06 Waldbröl in das Wissener Land, und schon 30 Minuten später erreichen wir den Parcours. Vor der ersten Runde im Wald steht eine Einweisung, das Einschießen für den Tag erfolgt auf Zielscheiben in unterschiedlicher Entfernung, und dann bekommt jede der kleineren Gruppen einen erfahrenen Parcoursschützen zugeteilt. Denn wenn man auch augenzwinkernd sagt: „Beim Bogensport trifft man gute Freunde“, so steht die Sicherheit immer an erster Stelle. Passend dazu ist ein Ziel auch gesperrt, wenn sich auf der Koppel dahinter Pferde befinden, die durch einen verirrten Pfeil getroffen werden könnten. Denn wir sind alle Tierfreunde und würden nie auf lebende Ziele schießen. Alle Bogenarten sind vertreten, technisch anspruchsvolle und puristische Exemplare finden Anwendung, und jeder kann seiner Vorliebe freien Lauf lassen.

 

 

Damit wir uns nicht verirren und keines der 20 Ziele auslassen, sind die Verbindungen zwischen den Etappen gut gekennzeichnet. Was ist nun die besondere Herausforderung im Gelände, verglichen mit dem uns geläufigen Scheibenschießen? Da gibt es einige wichtige Unterschiede. Zum einen sind die Tiere in den unterschiedlichsten Entfernungen vom Abschuss aufgestellt. Und diese Entfernung muss ich jeweils abschätzen, damit der Pfeil nicht unterwegs verhungert oder über das Ziel hinausschießt. Ein besonders nahes Ziel macht das Treffen aber nicht unbedingt einfacher, wie uns die Erfahrung zeigt. Dann gilt es, steil bergan oder herunter ins Gelände zu zielen, was ebenfalls eine Schwierigkeit darstellt. Einen Abschuss kann man auch auf einem Baumstumpf stehend ausführen, was besondere Anforderungen an einen sicheren Stand stellt. Und, nebenbei bemerkt: die Kosten können höher werden, je nachdem wie viele Pfeile man verschießt. Denn ganz gleich wie grell die Farben der Federn sind: wenn sich ein Pfeil tief ins Laub gräbt, ist er kaum wieder zu finden. All diese Herausforderungen machen den Parcours natürlich auch interessant, und so finde auch ich viel Gefallen daran.

 

Nach einer Runde stärken wir uns mit Nudelsalat und warmen Würstchen (nicht selbst geschossen) und tauschen unsere Erfahrungen und Erfolge aus. Dann geht es auf eine zweite Runde, die wir noch gerade im Hellen beenden können, weil jetzt nach der Umstellung auf die Winterzeit die Dämmerung schon hereinbricht. Wir haben mit Hilfe dieses interessanten und faszinierenden Sports wieder die Gelegenheit gehabt, unser Konzentrationsvermögen und unser Verantwortungsbewusstsein zu stärken, und kehren nach diesem schönen Tag in der Natur wieder heim.